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"Ich suche die Fehler in der Matrix."

Stephan arbeitet als Signalanalyst an einer Außenstelle des BND.

Portrait eines Mannes mit Bart und Glatze

Der erste Schein trügt

Als Stephan zum ersten Mal seinen neuen Arbeitsort betritt, ist er zunächst überrascht. Das Gelände erscheint ihm etwas in die Jahre gekommen. Die Gebäude sind nicht rundum verglast und auf Hochglanz poliert, so wie er es von großen Firmen gewohnt ist. "Aber das Äußere ist ja bekanntlich nicht alles und kann auch gerne mal täuschen." Denn bereits nach kurzer Zeit wird ihm bewusst: "Die Technik hier ist vom Allerfeinsten", sagt er mit einem Schmunzeln im Gesicht.

Bevor der Elektroingenieur zum BND kam, arbeitete er lange Zeit in der Automobilbranche und war zuletzt auch als Softwareentwickler in der Pharmaindustrie unterwegs. "Verdient habe ich damals sehr gut, aber irgendwie war die freie Wirtschaft auf Dauer nichts für mich. Du bist eben nur ein kleines Rädchen im Getriebe und musst deinen Projektplan erfüllen."

Gerade individuelle Weiterbildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten hat Stephan mit der Zeit immer stärker vermisst. Das hat ihn letztendlich auch zu einem Jobwechsel bewogen. "Im Gegensatz zur Industrie gibt mir der BND mehr Möglichkeiten, mich frei zu entfalten und weiterzubilden", betont er.

Auch das alte weitläufige Gelände der Außenstelle des BND schätzt er inzwischen sehr. "Oft gehe ich in der Mittagspause mit Kollegen einfach spazieren, damit ich den Kopf frei bekomme. So kann ich nach dem kleinen Sauerstoffkick wieder gut weiterarbeiten."

Die Nadel im Heuhaufen

Klare Gedanken – das ist als Signalanalyst in der technischen Aufklärung des BND besonders wichtig. Denn der Alltag gleicht der Detektivarbeit, wenn sich Stephan und sein Team auf die Suche nach der Nadel im Heuhaufen machen. "Als Signalanalyst ist es meine Aufgabe, eingehende Rohdaten genauer unter die Lupe zu nehmen und im Gewöhnlichen das Ungewöhnliche aufzuspüren."

Dabei gleicht der Datenstrom einer Lieferung: Wie bei einer Paket­zu­stellung gibt es mehrere Standardrouten und Umschlagplätze, damit ein Paket pünktlich bei seinem Empfänger ankommt. Fährt der Zusteller mit einem Mal seine Lieferung nachts aus oder nimmt gar ein anderes Fahrzeug, spitzen Stephan und sein Team die Ohren und schauen sich das ganz genau an.

Stephan, Signalanalyst im BND:

„Es hat schon was von Detektivarbeit."

Es geht also darum, aus dem Datenstrom Anomalien herauszulesen, Schwachstellen mit Hilfe von manuellen und automatisierten Verfahren zu finden und diese Informationen anderen Bereichen zur Verfügung zu stellen.

Eine Arbeit, die ohne eine gewisse "Sherlock-Holmes-Mentalität" und Teamwork wohl nicht zu schaffen wäre: "Wenn wir nicht weiterkommen, stecken wir schon öfter mal die Köpfe zusammen."

Schleusern auf der Spur

Die Erkenntnisse, die Stephan und seine Kolleginnen und Kollegen durch die Analyse der Daten gewinnen, geben sie dann an Teams weiter, die sich auf die Erstellung und Weiterentwicklung von Mustern konzentrieren. Die einzelnen Puzzleteile werden dabei mit anderen Daten kombiniert. "Durch die Verschmelzung der Daten gelingt es uns bspw., Verhaltensmuster von Schleusernetzwerken zu erkennen. Gleichzeitig können wir auch weitere Personen ausfindig machen, die dem Netzwerk angehören, etwa, weil sie ein ähnliches Verhalten aufweisen", erklärt Stephan.

Mit diesen Erkenntnissen sollen zukünftig verstärkt Algorithmen gebaut werden, die Abweichungen leichter finden und Stephan bei seiner Arbeit unterstützen. Zusammen mit seinem Fachspezialisten arbeitet er gerade daran, neue Anwendungsfälle zu entwickeln. "Dass ich hier jeden Tag aufs Neue so gefordert werde, macht einfach Spaß."